Die tatsächliche Zeit für den Bau einer Angelrute
Die für den Bau einer Angelrute benötigte Zeit hängt natürlich von der Komplexität der Veredelungen und von der Erfahrung des Rodbuilders ab. Letztere wächst sehr schnell – und wie Sie in diesem Beitrag sehen werden, braucht ein einfacher (und effizienter!) Aufbau in Wahrheit nur wenige Stunden, also deutlich weniger, als die meisten Anglerinnen und Angler sowie Einsteiger in die Disziplin vermuten.
3 h, 5 h, 10 h? Man hört regelmäßig Zahlen dazu, wie viel Zeit der Bau einer Rute braucht. Allgemein gilt: Für den ersten Aufbau liegt der Durchschnitt bei rund zehn Stunden, für die folgenden genügt meist etwa die Hälfte. Hier zeigen wir, wie es tatsächlich aussieht – speziell bei einem erfahrenen Rodbuilder und bei einem einfachen Aufbau.

Vorbereitung des Zubehörs
Bevor Sie überhaupt mit dem Zusammenbau der Rute beginnen, müssen die Zubehörteile vorbereitet werden, insbesondere rund um den Rollenhalter.
- Nach dem Aufschneiden der Quick-Lock-Hülse mit dem Cutter die Zierbuchse aus Carbon sowie die Metallbuchse verkleben und unter Druck aushärten lassen – z. B. auf einer Gewindestange oder mit Malerkrepp.
- Das Gewinde des Rollenhalters auf die gewünschte Länge kürzen.
- Den Shim in den Rollenhalter kleben (beim gezeigten Modell habe ich das Innere nur leicht mit der Reibahle angepasst, bis der Durchmesser passt).
- Den IPS-Griff auf den Rollenhalter kleben und mit Malerkrepp und einer Gewindestange unter Druck fixieren.
- Ein Stück Shim (falls der Durchmesser passt) auf die Achse des Butts kleben oder mit Malerkrepp unterfüttern, bis der Außendurchmesser zum Innendurchmesser des Blanks passt.
- Selbstverständlich alle Kleberreste mit Haushaltsalkohol gründlich entfernen.
Reine Arbeitszeit: 0 h 17 min 30 s

Auffinden des STNB
Bevor Griffe und Rollenhalter verklebt werden, ist es unerlässlich, den STNB des Blanks zu ermitteln, um diese Teile auf der richtigen Achse auszurichten.
- Dazu das Butt-Ende des Blanks auf einen Tisch oder den Boden setzen und das letzte Viertel/Drittel in die Handfläche nehmen.
- Mit der anderen Hand Druck aufbauen; der Blank rotiert dann und biegt sich in seine bevorzugte Richtung. Diese Arbeitsrichtung mit einem weißen Stift markieren und die Vorgehensweise anschließend überprüfen.
- Zur Erinnerung: Bei einer Spinning-Rute werden Ringe und Rollenhalter auf der STNB-Seite montiert.
Reine Arbeitszeit: 0 h 19 min 30 s

Aufreiben (Reamen) des Zubehörs
- Legen Sie die Zubehörteile neben den Blank und markieren Sie deren Positionen mit einem weißen Stift.
Mit den Reamern zunächst den Butt so weit aufreiben, bis er etwa 1 cm vor dem Blankende auf Anschlag geht. Der Kleber überbrückt die letzten Millimeter.
- Dieselbe Arbeit für den Rollenhalter ausführen.
- Um in Achse zu reamen, drehe ich den Griff lieber um den Reamer, statt den Griff festzuhalten und nur mit dem Werkzeug zu arbeiten.
Verkleben
- Den Zweikomponentenkleber zu gleichen Teilen anmischen (eine Schätzung nach Augenmaß genügt).
- Den Bereich, auf dem die Griffe verklebt werden, leicht anschleifen.
- Mit Kleber bedecken (bis 1–2 cm unterhalb der unteren Markierung).
- Die Griffe am Blank bis zur gewünschten Position aufschieben.
- Die Ausrichtung des Rollenhalters mit dem STNB nachjustieren.
- Den Butt verkleben und mit Malerkrepp unter Druck fixieren.
- Achtung: Zierbuchsen nicht vergessen! Etwas Kleber mit einem Zahnstocher auftragen. Mit einer Wäscheklammer gegen die Griffe fixieren.
- Anschließend sämtliche Kleberreste sorgfältig mit Haushaltsalkohol entfernen und in den folgenden Minuten immer wieder kontrollieren.
Reine Arbeitszeit: 0 h 59 min 45 s

Positionieren der Ringe
- Sobald die Griffe sitzen, können Sie die Position der Ringe markieren. Orientieren Sie sich dazu am Datenblatt Ihres Blanks oder am Abschnitt „Spacing Chart“ im Rodhouse-Forum.
- Den Spitzenring (Tip Top) einsetzen und an jeder vorgesehenen Position eine feine Markierung auf dem Blank setzen (STNB-Seite).
- Zur Erinnerung: Die Abstände beziehen sich auf die Keramikeinlage des Rings, nicht auf den Fuß.
Binden der Ringe
- Nun können Sie die Ringbindungen sowie alle Zier-/Abschlussbindungen anfertigen.
- Ohne den gesamten Prozess zu wiederholen: Große Ringe fixiere ich gern mit Malerkrepp, kleinere mit den Mikro-Elastics von Rodbuilder’s Republic.
- Achten Sie darauf, Ihre Wicklungen sauber zu packen, damit das Finish optisch hochwertig wirkt.
Reine Arbeitszeit: 2 h 30 min 45 s

Ausrichten der Ringe
- Wenn alle Ringe gebunden sind, müssen sie entlang des STNB und zueinander ausgerichtet werden.
- Beginnen Sie mit dem Stripper (dem größten Leitring), setzen Sie die Rolle in den Rollenhalter und richten Sie grob nach Auge aus – der Blank dient dabei als Symmetrieachse für Rolle und Stripper.
- Ist der Stripper sauber zentriert, richten Sie die folgenden Ringe nacheinander aus.
- Ich richte jeden Ring zunächst am jeweiligen Vorgänger aus und prüfe anschließend das Gesamtbild.
Reine Arbeitszeit: 2 h 45 min 30 s

Montage des Spitzenrings
- Nach dem Ausrichten der Ringe einen Tropfen Schmelzkleber auf die Spitze des Blanks geben und den Spitzenring aufschieben – dabei die Ausrichtung zum Ringtunnel beachten.
- Überstehende Kleberreste mit dem Fingernagel entfernen.
- Den Spitzenring binden.

Lackieren (Finish)
- Für den letzten Schritt zunächst die Waage des Dryers und der Auflagen prüfen, damit sich der Lack gleichmäßig verteilt.
- Mit Spritzen wenige Milliliter aus beiden Komponenten entnehmen. Hier ist Genauigkeit wichtig, da Lacke präzise Mischungsverhältnisse verlangen.
- Mit dem Pinsel vorsichtig in Achten rühren und möglichst wenige Blasen erzeugen. 4 Minuten mischen.
- Zum leichteren Mischen und Entlüften kann der Lack in einer Alupapierschale angerührt und mit einem Feuerzeug leicht erwärmt werden.
- Für ein sauberes Lackbild den Ellenbogen auf dem Tisch abstützen und mit dem Pinsel auftragen. Den Dryer arbeiten lassen und den Pinsel ruhig führen.
- Alle Wicklungen lackieren und anschließend mit einer Spirituslampe entlüften. Dabei lässt sich auch überschüssiger Lack egalisieren.
- Den Trockenmotor 6–8 Stunden laufen lassen, in der ersten Stunde die Drehrichtung gelegentlich wechseln und kontrollieren, dass keine Blasen entstehen.
Reine Arbeitszeit: 3 h 19 min 25 s











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